Sakrale Projekte | Evangelisch
Ev. Kirche Maria Magdalena, Niederbrombach


Kirche von Nordosten nach der Außenrenovierung im Jahr 2003


Beschreibung der Ev. Kirche in Niederbrombach
entnommen aus: "Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Birkenfeld"

Markant auf einem Bergsporn auf halber Höhe über dem Tal gelegener mittelalterlicher Kirchenbau, ehemals der heiligen Maria Magdalena geweiht, seit 1557 evangelisch. Vorgestellter gedrungener Westturm auf quadratischem Grundriss mit eingezogenem Spitzhelm, die drei Geschosse durch Wasserschlaggesimse getrennt, im dritten Schallöffnungen mit Maßwerk des 14. Jh.

Das vierschiffige, kreuzrippengewölbte Langhaus auf verzogenem, leicht querrechteckigem Grundriss zu drei Jochen. Die beiden inneren Schiffe höher als die Seitenschiffe, zum breiteren südlichen Seitenschiff durch drei spitzbogige Arkaden geöffnet, zum nördlichen durch drei einfache, in die dicke Wand eingeschnittene Rundbogenarkaden und eine spätgotische Arkade. Gewölbe in der Mitte auf zwei Rundstützen, am Ostende auf dem Keilstein des rundbogigen westlichen Chorbogens, an den Seitenwänden zum Teil auf runden Diensten ruhend. An der nördlichen Hochschiffwand komplizierte Verteilung der drei Gewölbejoche auf die in vier Arkaden gegliederte Wand. Chor ein Joch tief mit anschließendem Fünfachtelschluss, ebenfalls mit Kreuzripppengewölbe auf kräftigen polygonalen Diensten, vom Schiff durch einen Spitzbogen und einen direkt anschließenden gedrückten Rundbogen getrennt. Fenster mit gekehlten Gewänden sowie zweibahnigem Maßwerk mit Nasen, in drei, vier und fünf Pässen. Das gesamte Langhaus unter einem einheitlichen Satteldach, wobei über den Seitenschiffen in den Fensterachsen kleine, aus der Außenwand erwachsende Zwerchgiebel in die Dachfläche einschneiden. An Chor und Langseiten einfache Strebepfeiler mit Wasserschlaggesims.

Baugeschichte nicht genau geklärt. Von einem romanischen Bau im Chorbereich die halbkreisförmige Apsis ergraben und die Arkadenwand (möglicherweise auch die übrigen Wände) des nördlichen Seitenschiffs erhalten. Aus dem 14. Jh. der Turm, das südliche Seitenschiff und der Chor mit der spitzbogiegen Öffnung zum Schiff.

Aus dem 15. Jh. sämtliche Gewölbe, das bestehende breite Mittelschiff, dabei in zwei Schiffe geteilt. Die ursprüngliche Flachdecke des Mittelschiffs durch Wandmalerei oberhalb des Gewölbes an der nördlichen Hochschiffwand nachgewiesen.

Erste, große durchgreifende Restaurierung 1911 unter August Senz, dem Leiter des Bauamts der ev. Kirche der Rheinprovinz (vgl. Kirchenneubauten in Kempfeld, Oberreidenbach, Berglangenbach, Hammerstein). Damals Eingang im Westjoch des südlichen Seitenschiffs von der Südseite auf die Westseite verlegt, neuer Eingang an der Ostseite des nördlichen Seitenschiffs geschaffen. Für bessere Belichtung des Innenraums Fenster in die Hochschiffswände (in Form sphärischer Dreiecke) gebrochen, die über Gauben in der Achse der Zwerchgiebel der Nord- und Südaußenwände belichtet werden. Nordseite an die Südseite angepasst: Strebepfeiler hinzugefügt, ein Fenster im westlichen Joch gebrochen, dabei auch die Fenstergewände der beiden übrigen Nordfenster ausgewechselt und die Zwerchgiebel über diesen neugeschaffen. Bei Erneuerungsarbeiten 1963/64 (Baurat Otto Vogel, Trier) neuer Eingang an der Südseite des Turms geschaffen, Hochschifffenster verkleinert, in den nördlichen Winkel zwischen Schiff und Chor (anstelle einer früher vorhandenen Kapelle) Sakristei eingebaut, Kanzel versetzt. Im Chor Reste von figürlicher Malerei des 14. Jh. freigelegt und zu einer Neuausmalung verarbeitet.

Im Kircheninneren an den Wänden sechs Grabplatten des 16. und 17. Jh., bis auf eine demselben Typ folgend: arkadengerahmte Schrifttafeln, auf der zwei Engel ein Krone über einem Kreuz halten. Polygonale Sandsteinkanzel auf niedriger Rundstütze, spätgotisch, seit 1964 an der Südseite des Chorbogens.

Während der beiden größeren Wiederherstellungskampagnen wurden insgesamt sieben Särge aus Sandstein und Konglomerat an der Außenseite der Südwand ergraben. Einer davon in situ unter dem südlichsten Strebepfeiler des Chors, die anderen heute neben der Kirche und vor dem Pfarrhaus im Freien. Grob bearbeitet, nur mit Kreuzschmuck auf dem Deckel, sind sie vermutlich in das 11. bis 12. Jh. zu datieren.

Die Sarkophage und der für die Gegend ungewöhnlich aufwendige basilikale Bau lassen auf eine über mehrere Jahrhunderte währende Förderung von adliger Seite schließen. In Frage kommen die Herren von Veldenz, die Patronatsherren waren und als solche die Baulast zu tragen hatten. Wahrscheinlich ist aber, dass zumindest die Einwölbung, die damit nicht vor 1437 erfolgt wäre, durch die Herzöge von Pfalz-Simmern und die Markgrafen von Baden in ihrer Eigenschaft als Gemeinherren (gemeinsame Erben der Grafen von Sponheim) erfolgte; Hinweise hierauf geben, wenn ihre Deutung richtig ist, die Wappenschlusssteine am Mittelschiff.





Sanierungsbericht der evangelischen Kirche Maria Magdalena
in 55767 Niederbrombach

Beginn der Baumaßnahme im Juli 2000, Fertigstellung außen Ende 2003

Zunächst wurde mit dem Anlegen von zwei Schürfgruben am Chorraum und dem südlichen Seitenschiff begonnen, um den Zustand und die Tiefe der Fundamente festzustellen.
Eine genaue Untersuchung der Gründung des Gebäudes bis hin zur Turmkonstruktion brachte uns hier Erkenntnisse über den Gesamtzustand.
Die umfangreichen Schäden, insbesondere an der Turm- und Dachkonstruktion, sind in einer Fotodokumentation erfasst, diese wird bis zum Ende der Renovierung fortgeführt.

Anfang März 2001 wurde mit dem Einrüsten des Turmes begonnen. Nachdem auch der Turmhelm bis zur Spitze eingerüstet war, wurde der Schiefer und die Schalung entfernt. Die Holzkonstruktion darunter war in noch schlechterem Zustand als befürchtet. Um die Standsicherheit zu überprüfen wurde das Ingenieurbüro Schwab u. Lembke, Köln, zur Beratung hinzugezogen. Ein kompletter statischer Nachweis für das Turmdach sowie das Haupt- u. Chorraumdach wurde erstellt.
Von meinem Architekturbüro wurde hierfür ein verformungsgerechtes Aufmaß der Turm- und Dachkonstruktion vorgenommen. Maßstabsgenaues aufzeichnen mit allen Verformungen war vor Ort notwendig.
Das Turmdach wurde anschließend bis zur Mauerkrone abgebaut und in der Zimmermannswerkstatt Schink in Niederburg bei St. Goar unter Verwendung noch tragfähiger Althölzer neu verzimmert und nach der Anlieferung vor Ort wieder auf den Turmstumpf aufgebaut. Die neue Konstruktion wurde nach statischen Erfordernissen ausgesteift, anschließend neu verschalt und mit Naturschiefer eingedeckt.

Am Turm wurden im Bereich der Gurtgesimse Natursteinarbeiten vorgenommen, hier waren die Verdachungen der Gesimse bereits weitestgehend durch frühere Renovierungen in Steinersatz und Zementmörtel ausgeführt. Es gibt viele Abplatzungen, Schadstellen und Fehlstellen an den Tropfkanten, wodurch die Wasserführung nicht mehr gewährleistet ist.
Starke Verschmutzungen wegen fehlender Tropfkanten sind die Folge. Diese Mängel wurden inzwischen behoben. Ebenfalls neu hergestellt wurden die Schallläden, ausgeführt nach den Richtlinien des "Beratungsausschusses für das deutsche Glockenwesen".

Nach Abschluss der Schieferarbeiten sind die Wandflächen des Turmes, in Absprache mit den Fachbehörden, mit Mineralfarbe nach Befund neu gestrichen worden. Der Turm wurde nicht neu verputzt. Am Turm wie auch am Langhaus und Chorraum werden die Eckquaderungen und Fensterrahmungen in gleichem Rot-Ton wie bisher aufgemalt.
Die Wandflächen erhalten statt dem bisherigen ocker einen helleren sandfarbenen Anstrich.

In der Zwischenzeit wurde die Außenwand des nördlichen Seitenschiffes neu gegründet. Wegen des fehlenden Fundamentes musste die gesamte Wand unterfangen werden.

Neue Sandsteinquader mit einem Sockelgesims schließen diese Wandzone, wie das Original am Chorraum, ab. Der Sockel am Chorraum wurde auf die gleiche Weise saniert, hier jedoch unter Wiederverwendung bzw. Erhaltung des restlichen Sockelgesimses an den Strebepfeilern. Die Gründung der Strebepfeiler war stellenweise so geschädigt, dass Einsturzgefahr bestand, besonders am nordöstlichen Chorraumpfeiler.

Bevor am Turm der Schlussanstrich angebracht wurde, sollte wegen der Staubbildung der alte Schiefer des Langhausdaches entfernt werden. Dies erfolgte im Oktober/ November 2001. Die Schieferarbeiten des Hauptdachstuhles konnten auf der Nordseite nicht wie vorgesehen bis Weihnachten abgeschlossen sondern erst im Frühjahr 2002 begonnen werden.

In den Wintermonaten wurden zuerst im Inneren des Hauptdachstuhles die Zimmerarbeiten weitergeführt und beendet. Fehlende Windverbände wurden fachgerecht ersetzt, das Kehlgebälk in seine ursprüngliche Position zurückversetzt und gesichert, sowie fehlende Holznägel ergänzt.
In den Zwickel der Seitenschiffgewölbe wird meterhoher Bauschutt, der bei Öffnung der Seitenschiffschalung entdeckt wurde, entfernt.

Ab Monat Februar wurden die Deckenbalken und Sparren sowie die Hängepfosten und Pfetten des Chorraumes saniert; in gleicher Weise wie im Hauptdachstuhl in handwerklich hervorragender Qualität. Für das saubere auflegen der neuen Fußschwelle wird die Mauerkrone geglättet. Nach Abschluss der Zimmermannsarbeiten, etwa Mitte Mai, wird das Chorraumdach neu verschiefert. Die Dachschalung am Chorraum auf der Nordseite war in gutem Zustand, die Südseite musste hingegen erneuert werden.

Nach Abschluss der Verschieferung am Hauptschiff und Chorraum werden die Blitzschutzarbeiten ausgeführt, gleichzeitig kann im Dachstuhl und im Turm die Elektroinstallation ausgeführt werden.

Am südlichen Seitenschiff, Pfarrhausseite, muss der Außenputz wegen starker Salzausblühungen ganz erneuert werden, am nördlichen Seitenschiff nur im Sockelbereich.

Die Seitenschiffwand entlang der Straße bis zum Choreingang ist in voller Höhe durch aufsteigende Feuchtigkeit mit Salzen belastet, so dass hier ein Sanierputz angebracht werden muss. Die Ausführung erfolgt in Absprache mit der Denkmalfachbehörde. Die restlichen Wandflächen sind teilweise mit Zementputz ausgeführt unter anderem auch die Strebepfeiler.
Sie werden mit Kalkzementputz neu verputzt und mit Mineralfarbe in KEIM-PURKRISTALAT neu gestrichen. Eine Hydrophobierung der Wandoberflächen erfolgt nicht, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Regenwasser hinter die Hydrophobierung gelangt und damit erneut Schäden an der Innenausmalung entstehen.
Die alten Tonrohr-Entwässerungsleitungen im Erdreich entlang der Außenwände werden durch neue PVC-Grundleitungen ersetzt und alle Regenfallrohre neu angeschlossen. Dadurch ist gewährleistet, dass künftig kein Regenwasser der Dachflächen mehr im Bereich der Fundamente versickert.

Nach dem Aufbringen des Sanierputzes wird die lange Trocknungszeit des Putzes zur Sanierung des Sockels und der Strebepfeiler auf der Südseite genutzt. Erst danach kann die Fassade mit Mineralfarbe im Farbton des Turmes gestrichen werden, da die Sockelübergänge nach Einbau der Naturwerksteine erst beigeputzt werden mussten.

Die Naturwerksteine als Quadersteine werden vor die Fundamentunterfangung aufgemauert und verfugt. Die Steine werden an der Oberfläche scharriert, Steingröße auf die Pfeilermaße und Sockelmaße abgestimmt. Die Abdeckung der Strebepfeiler wird mit dem Bauherrn und der Fachbehörde entschieden, zur Ausführung kommt Kupferblech.

Nach Fertigstellung der Sockelzone etwa Ende Monat August / September wird die Wandfläche mit Mineralfarbe neu gestrichen.

Damit wäre die Außenrenovierung im Jahre 2003 abgeschlossen!
Die vorhandenen Bauschäden sowie die gesamten Renovierungsarbeiten bis zur Fertigstellung werden fotografisch dokumentiert.

Die Innenrenovierung des Hauptschiffes und der Seitenschiffe sowie die Orgelrenovierung ist für Frühjahr 2005 geplant.